Fachbuchautor-Geheimnisse

Bernd Schmitt
Fachbuchautor Bernd Schmitt

Meine Geheimnisse

Was Sie schon immer über Autoren, Lektoren und Verlage wissen wollten, aber nie danach zu fragen wagten …

Wie kommt der Autor / die Autorin zum Verlag?

Was kein Geheimnis ist: Die meisten unverlangt eingesendeten Manuskripte werden von den Verlagen abgelehnt. Viele Verlage suchen sich ihre Autoren selbst, auch in meinem Fall war das so. Damals, 2015, habe ich meine Brötchen noch als Webdesigner verdient. Mein erster Verlag wurde durch eine Tutorial-Website auf mich aufmerksam. Ein Mitarbeiter hat mich ohne Vorwarnung angerufen und gefragt, ob ich Interesse an einer Buchproduktion habe. Am Telefon war ich ziemlich nervös und habe danach erst mal einen Schnaps gebraucht.
Nach der Schockstarre hab ich nochmal alles abgeklopft: Ist der Verlag seriös und will ich ein Fachbuchautor sein? Zwei mal Ja. Dann habe ich ein Konzept abgeliefert und bekam ziemlich schnell den Autorenvertrag. Bei einer Freundin war es ähnlich. Sie schrieb ein halbes Jahr für eine Tageszeitung und wurde daraufhin von einem Verlag gecastet.
Ein Tipp für Autoren, die Verlage direkt anschreiben: Ein Exposé und eine gute Gliederung abgeben, und natürlich vorher das Programm genau studieren. Die Verlage sind hoch spezialisiert, das Thema des Buchs muss sehr genau passen.

Werden noch Sachbücher gekauft? Es steht doch alles in der Wikipedia?

Ja, auf dem Buchmarkt herrscht trotz Wikipedia, Foren und Facebook-Gruppen immer noch eine hohe Nachfrage. Ein gut strukturiertes Sachbuch erspart viel Googeln und Herumsuchen. Die Wikipedia ist eine gute Grundlage, aber die Leserinnen und Leser finden dort keine schrittweise aufgebauten Anleitungen.

Was ist der Unterschied zwischen Sachbuchautor und Fachbuchautor?

Alle Fachbuchautoren sind auch Sachbuchautoren, der Unterschied liegt bei der Leserschaft. Ein Sachbuchautor schreibt auch mal gerne über allgemeine Themen, der Fachbuchautor bleibt in seiner Sparte. Wer ein Fachbuch kauft, erwartet konkrete Problemlösungen, keine persönlichen Meinungen.

Was muss ein Fachbuchautor wissen?

Ein Fachbuchautor hat in seinem Spezialgebiet Wissen angesammelt, das die Leserinnen und Leser noch nicht haben, und auch nicht in der Wikipedia steht. Um sich dieses Wissen anzueignen, braucht es Zeit für Recherche. Fachbuchautoren treiben sich viel herum … in meinem Fall sind das WordPress-Meetups und WordCamps.

Braucht ein Autor ein Studium oder eine journalistische Ausbildung?

Kommt darauf an. Wer einen Prüfungsratgeber für Juristen schreibt, sollte ein Jurastudium absolviert und das Examen bestanden haben. Wenn er einen Ratgeber für an Laien schreibt, genügen vielleicht auch ein paar Semester. Im IT-Bereich und speziell in der WordPress-Community, wo sich mehr Quereinsteiger als studierte Informatiker tummeln, sieht man die Sache sehr locker. Mich hat noch nie jemand nach einem formalen Abschluss gefragt. Mein Verlag nicht, mein Lektor nicht und auch kein Leser.

Werden Autoren in die Künstlersozialkasse aufgenommen?

Die KSK steht nicht nur Musikern, Schauspielern, Bildhauern und ähnlichen kreativen Künstlern offen, sondern auch selbständigen Publizisten und Autoren. Für die Aufnahme in die Künstlersozialkasse reichen Talent und guter Wille allerdings nicht aus. Voraussetzung ist, dass mit der künstlerischen oder publizistischen Tätigkeit Geld verdient wird. Im Klartext: Die KSK möchte Nachweise in Form von Verträgen oder Rechnungen sehen.
Was die Künstlersozialkasse zu bieten hat, ist ein relativ günstiger Versicherungstarif. Die Versicherten bleiben dabei in ihrer ursprünglichen Krankenkasse. Ein eigenes KSK-Kärtchen, das dann in der Arztpraxis vorgezeigt wird, gibt es ebenso wenig wie örtliche Geschäftsstellen. Ansprechpartner für Ärzte und Patienten bleibt die TK, DAK, AOK … also die Kasse, in der der Künstler bzw. Publizist vor der KSK-Aufnahme versichert war – und versichert bleibt.

Sind Fachbuchautoren Spießer?

Im Leben nicht, aber beim Schreiben: ja! In meinem Bereich, WordPress und WooCommerce, veraltet das Wissen nach zwei bis drei Jahren. Zwischen Vertragsunterzeichnung und Manuskriptabgabe bin ich spießig wie ein preußischer Beamter und achte auf einen täglichen Seiten-Output. Je nach Umfang schreibe ich ein Buch in drei bis sechs Monaten. Getrödelt und Whisky getrunken wird erst wieder nach dem Abgabetermin.

Brauchen Autoren ein spezielles Schreibprogramm?

Besonders Romanautoren nutzen zum Strukturieren ihrer Texte und zum Ordnen von Personen und Zeiten ein spezielles Autorenprogramm wie Scrivener oder Papyrus Autor. Ich verwende auf meinem klapprigen Laptop aber nur LibreOffice oder Word. Das Manuskript schicke ich als ganz normale DOC-Datei an den Lektor, dazu kommen dann noch eine Menge an Bildern. Um Korrektorat, Buchsatz und Layout kümmert sich der Verlag. Dadurch werde ich entlastet und kann mich ganz auf das Schreiben konzentrieren.

Wie wichtig ist das Verhältnis zwischen Autor und Lektor?

Ein Lektor sieht Fehler, die dem Autor in seinem „Schreibwahn“ unterlaufen sind, und korrigiert die meisten davon stillschweigend. Das funktioniert am besten in einem eingespielten Team. Ich arbeite jetzt in der siebten Buchproduktion mit dem selben Lektor zusammen. Wir kennen unsere gegenseitigen Marotten. Ich bin ein Nachtmensch und kann mich darauf verlassen, dass er mich nie am Vormittag anruft. Er kann sich darauf verlassen, dass ich meine Manuskripte pünktlich halbwegs pünktlich abliefere. Ich überziehe zwischen zwei und vier Wochen.

Wer entwirft das Buchcover?

Von Freunden werde ich oft auf „meine“ Cover angesprochen. Die Wahrheit ist: Die Covergestaltung erledigt der Verlag. Das ist auch besser so, denn eine gute Idee genügt nicht für ein professionelles Cover, es muss auch handwerklich perfekt sein. Es ist nämlich ein gewaltiger Unterschied, ob man eine Grafik für eine Website oder für den Druck erstellt – nicht nur farbtechnisch, sondern auch im Ablauf: Das Banner einer Website lässt sich im Notfall nachbessern, aber was die Druckmaschine einmal ausgegeben hat, ist entweder gelungen oder reif für das Altpapier.
Außerdem darf das Design nicht aus der Reihe tanzen, es muss zu den anderen Büchern des Verlags passen. Mein Job beschränkt sich darauf, die Coverentwürfe der professionellen Grafikerin zu kommentieren und manchmal eine kleine Änderung vorzuschlagen. Zwischen ihr und mir gehen aber keine Photoshop- oder Illustrator-Dateien hin und her.

Wollen Fachbuchautoren nicht viel lieber Romane schreiben, wie echte Schriftsteller?

Zugegeben, Fachbuchautoren fehlt das Flair echter Literaten. Kein wildes Leben, keine Abstürze, keine roten Teppiche. Keine Auftritte bei Buchmessen und Talkshows. Ich persönlich träume allerdings nicht von einem großen Roman und bleibe meinem Genre treu. Ausnahme: Vielleicht schreibe ich zwischendurch mal ein Comedy-Buch. Dafür muss ich aber auf Verlagssuche gehen, denn mein IT-Verlag wird wahrscheinlich kein Comedy-Buch produzieren.

Können Autoren vom Schreiben leben?

Mein Verdienst setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen. Zum Vorschuss bei der Manuskriptabgabe kommen, sobald das Buch eine bestimmte Schwelle an Verkäufen überschritten hat, noch Anteile für jedes weitere verkaufte Exemplar. Außerdem erhalte ich Tantiemen von der VG Wort und bin als Dozent am Mediacampus Fankfurt und als Referent in der Lehrerfortbildung tätig.

Betreiben Autoren Selbstausbeutung?

Vom Stundenlohn her betrachtet: Ja, Autoren betreiben Selbstausbeutung, wie auch andere Kreative. Warum ich meinen Beruf trotzdem liebe: Ich kann nachts arbeiten, ich kann an jedem Ort arbeiten und ich kann mir meine Zeit frei einteilen. Mein Lieblings-Schreibort ist ein Kloster mit einem wunderbaren Garten und einer traumhaften Umgebung. Dort zu arbeiten, macht mich glücklich.

PS: Wie viele Wörter hat ein Buch?